Der aktuelle Rentenwert nach § 68 SGB VI
§ 68 Sechstes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VI) ist die Rechtsgrundlage des aktuellen Rentenwertes. Der aktuelle Rentenwert wiederum ist der Wert eines Entgeltpunktes in der gesetzlichen Rentenversicherung. Mit der Verordnungsermächtigung zur Bestimmung des aktuellen Rentenwertes nach § 69 SGB VI steht dieser im einem direkten Zusammenhang mit der grundsätzlich jährlich erfolgenden Rentenanpassung zum 01. Juli.
Der der aktuelle Rentenwert Ost, also der Rentenwert, welcher für die neuen Bundesländer gilt, ist in § 255a SGB VI geregelt. Der aktuelle Rentenwert (Ost) ist ein geringerer Wert im Vergleich zum aktuellen Rentenwert für die alten Bundesländer (Rechtskreis West).
Ermittlung des aktuellen Rentenwertes
Der aktuelle Rentenwert wird ermittelt, indem der bislang gültige aktuelle Rentenwert mit
- dem Faktor für die Veränderung der Bruttolöhne und Bruttogehälter je Arbeitnehmer,
- dem Faktor für die Veränderung des durchschnittlichen Beitragssatzes in der allgemeinen Rentenversicherung und
- dem Nachhaltigkeitsfaktor
multipliziert wird.
Grundsätzlich sorgen die drei genannten Faktoren, dass sich der Rentenwert zur Jahresmitte erhöht. Allerdings hat es auch Jahre gegeben, in denen sich der Rentenwert nicht erhöht hat (in den Jahren 2004 bis 2006). Im Jahr 2010 hätte es rein rechnerisch sogar zu einer Absenkung des aktuellen Rentenwerts kommen müssen. Eine gesetzliche „Schutzklausel“, welche der Gesetzgeber mit § 68a SGB VI und § 255e SGB VI geschaffen hat, verhindert jedoch, dass es zu einer Minus-Anpassung der Renten kommen kann. Allerdings regeln diese Rechtsvorschriften auch, dass eine unterbliebene Rentenminderung zu einem Ausgleichsbedarf führt, welcher dafür sorgt, dass dieser mit künftigen Rentenerhöhungen wieder abgeschmolzen wird. Auch im Jahr 2021 hätte es (zum 01.07.2021) zu einer Minus-Anpassung des aktuellen Rentenwertes kommen müssen, welche durch die Schutzklausel (Rentengarantieklausel) gesetzlich vermieden wurde.
Die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer werden vom Statistischen Bundesamt ermittelt. Hierbei handelt es sich nach § 68 Abs. 2 SGB VI um die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer ohne Personen in Arbeitsgelegenheiten mit Entschädigungen für Mehraufwendungen jeweils nach der Systematik der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Ermittelt wird der Faktor für die Veränderung durch Division des Wertes für das vergangene Kalenderjahr durch den Wert für das vorvergangene Kalenderjahr. Der Wert für das vergangene Kalenderjahr wird dabei an die Entwicklung der Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung angepasst. Dies erfolgt dadurch, dass der Wert mit dem Faktor vervielfältigt wird, der sich aus dem Verhältnis der Veränderung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer im vorvergangenen Kalenderjahr gegenüber dem dritten zurückliegenden Kalenderjahr und der Veränderung der aus der Versichertenstatistik der Deutschen Rentenversicherung Bund ermittelten beitragspflichtigen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer ohne Beamte einschließlich der Bezieher von Arbeitslosengeld im vorvergangenen Kalenderjahr gegenüber dem dritten zurückliegenden Kalenderjahr ergibt.
Die Ermittlung des Faktors für die Veränderung des durchschnittlichen Beitragssatzes in der allgemeinen Rentenversicherung ist in § 68 Abs. 3 SGB VI geregelt. Der Faktor wird ermittelt, indem
- der durchschnittliche Beitragssatz in der allgemeinen Rentenversicherung des vergangenen Kalenderjahres von der Differenz aus 100 Prozent und dem Altersvorsorgeanteil für das Jahr 2012 subtrahiert wird,
- der durchschnittliche Beitragssatz in der allgemeinen Rentenversicherung für das vorvergangene Kalenderjahr von der Differenz aus 100 Prozent und dem Altersvorsorgeanteil für das Jahr 2012 subtrahiert wird,
und anschließend der nach Nummer 1 ermittelte Wert durch den nach Nummer 2 ermittelten Wert geteilt wird.
§ 255a SGB VI regelt, dass der aktuelle Rentenwert (Ost) nicht in einem geringeren Ausmaß steigen darf als der aktuelle Rentenwert für die alten Bundesländer.
Einheitlicher Rentenwert ab 2024
Am 24.07.2017 wurde das „Gesetz über den Abschluss der Rentenüberleitung“ (Rentenüberleitungs-Abschlussgesetz) im Bundesgesetzblatt verkündet; dieses Gesetz tritt am 01.07.2018 in Kraft. Mit diesem Gesetz wird der aktuelle Rentenwert (Ost) an den aktuellen Rentenwert immer mehr angeglichen, sodass es ab dem 01.07.2024 nur noch einen einheitlichen Rentenwert für Gesamtdeutschland gibt.
Das Gesetz sieht folgende Angleichung der Ost-Renten vor:
- 07/2018: 95,8 Prozent des aktuellen Rentenwertes
- 07/2019: 96,5 Prozent des aktuellen Rentenwertes
- 07/2020: 97,2 Prozent des aktuellen Rentenwertes
- 07/2021: 97,9 Prozent des aktuellen Rentenwertes
- 07/2022: 98,6 Prozent des aktuellen Rentenwertes
- 07/2023: 99,3 Prozent des aktuellen Rentenwertes
Zum 01.07.2024 sollte dann der letzte Schritt der Angleichung auf 100 Prozent vollzogen werden. Das Ziel des einheitlichen aktuellen Rentenwertes wird allerdings bereits mit der Rentendynamisierung zum 01.07.2023 erreicht. Ab Juli gilt für Gesamt-Deutschland ein aktueller Rentenwert von 37,60 Euro.
Durch die Staffelung bzw. Steigerung der Prozentsätze wird der aktuelle Rentenwert (Ost) ab dem Jahr 2018 um jeweils 0,7 Prozent angehoben. Sollten jedoch die Durchschnittslöhne in den neuen Bundesländern (Rechtskreis Ost) schneller steigen, sodass sich ein (noch) höherer Rentenwert Ost ergibt, ist dieser maßgebend. Das heißt, dass die Renten dann nach dem höheren Wert gezahlt werden, als sich durch die o. g. Anpassung rechnerisch (mindestens) ergeben würde.
Historie des aktuellen Rentenwertes
Mit Einführung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch zum 01.01.1992, welches die Gesetzliche Rentenversicherung in einem Gesetzbuch vereint und die bis dahin geltende Reichsversicherungsordnung (RVO), das Angestelltenversicherungsgesetz (AVG), das Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetz (AnVNG) und das Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz (ArVNG) abgelöst hat, wurde auch der aktuelle Rentenwert neu geregelt. Bis dahin hat eine persönliche Werteinheit gegolten, die heute 0,01 Entgeltpunkten entspricht.
In der Zeit von 1992 bis Juni 2000 orientierte sich der aktuelle Rentenwert jeweils am Nettolohnniveau.
Ab dem Jahr 2001 wird der aktuelle Rentenwert anhand der o. g. Faktoren (Veränderung der Bruttolöhne und -gehälter, Veränderung des durchschnittlichen Beitragssatzes in der allgemeinen Rentenversicherung, Nachhaltigkeitsfaktor) bestimmt.
Übersicht der aktuellen Rentenwerte ab 1992
Gültig ab | West | Ost |
01.07.1992 | 42,63 DM | 26,57 DM |
01.07.1993 | 44,49 DM | 32,17 DM |
01.07.1994 | 46,00 DM | 34,49 DM |
01.07.1995 | 46,23 DM | 36,33 DM |
01.07.1996 | 46,67 DM | 38,38 DM |
01.07.1997 | 47,44 DM | 40,51 DM |
01.07.1998 | 47,65 DM | 40,87 DM |
01.07.1999 | 48,29 DM | 42,01 DM |
01.07.2000 | 48,58 DM | 42,26 DM |
01.07.2001 | 49,51 DM | 43,15 DM |
01.07.2002 | 25,86 Euro | 22,70 Euro |
01.07.2003 | 26,13 Euro | 22,97 Euro |
01.07.2004 | 26,13 Euro | 22,97 Euro |
01.07.2005 | 26,13 Euro | 22,97 Euro |
01.07.2006 | 26,13 Euro | 22,97 Euro |
01.07.2007 | 26,27 Euro | 23,09 Euro |
01.07.2008 | 26,56 Euro | 23,34 Euro |
01.07.2009 | 27,20 Euro | 24,13 Euro |
01.07.2010 | 27,20 Euro | 24,13 Euro |
01.07.2011 | 27,47 Euro | 24,37 Euro |
01.07.2012 | 28,07 Euro | 24,92 Euro |
01.07.2013 | 28,14 Euro | 25,74 Euro |
01.07.2014 | 28,61 Euro | 26,39 Euro |
01.07.2015 | 29,21 Euro | 27,05 Euro |
01.07.2016 | 30,45 Euro | 28,66 Euro |
01.07.2017 | 31,03 Euro | 29,69 Euro |
01.07.2018 | 32,03 Euro | 30,69 Euro |
01.07.2019 | 33,05 Euro | 31,89 Euro |
01.07.2020 | 34,19 Euro | 33,23 Euro |
01.07.2021 | 34,19 Euro | 33,47 Euro |
01.07.2022 | 36,02 Euro | 35,52 Euro |
01.07.2023 | 37,60 Euro | |
01.07.2024 | 39,32 Euro |
Übersicht über die Rentenwerte 1957 bis 1991
Zeitraum | Allgemeine Bemessungsgrundlage |
01.01.1957 bis 31.12.1957 | 4.281 DM |
01.01.1958 bis 31.12.1958 | 4.542 DM |
01.01.1959 bis 31.12.1959 | 4.812 DM |
01.01.1960 bis 31.12.1960 | 5.072 DM |
01.01.1961 bis 31.12.1961 | 5.325 DM |
01.01.1962 bis 31.12.1962 | 5.678 DM |
01.01.1963 bis 31.12.1963 | 6.142 DM |
01.01.1964 bis 31.12.1964 | 6.717 DM |
01.01.1965 bis 31.12.1965 | 7.275 DM |
01.01.1966 bis 31.12.1966 | 7.857 DM |
01.01.1967 bis 31.12.1967 | 8.490 DM |
01.01.1968 bis 31.12.1968 | 9.196 DM |
01.01.1969 bis 31.12.1969 | 9.780 DM |
01.01.1970 bis 31.12.1970 | 10.318 DM |
01.01.1971 bis 31.12.1971 | 10.967 DM |
01.01.1972 bis 31.12.1972 | 12.008 DM |
01.01.1973 bis 31.12.1973 | 13.371 DM |
01.01.1974 bis 31.12.1974 | 14.870 DM |
01.01.1975 bis 31.12.1975 | 16.520 DM |
01.01.1976 bis 31.12.1976 | 18.337 DM |
01.01.1977 bis 31.12.1977 | 20.161 DM |
01.01.1978 bis 30.06.1978 | 21.608 DM |
01.07.1979 bis 31.12.1979 | 21.068 DM |
01.01.1980 bis 31.12.1980 | 21.911 DM |
01.01.1981 bis 31.12.1981 | 22.787 DM |
01.01.1982 bis 30.06.1983 | 24.099 DM |
01.07.1983 bis 30.06.1984 | 25.445 DM |
01.07.1984 bis 30.06.1985 | 26.310 DM |
01.07.1985 bis 30.06.1986 | 27.099 DM |
01.07.1986 bis 30.06.1987 | 27.885 DM |
01.07.1987 bis 30.06.1988 | 28.945 DM |
01.07.1988 bis 30.06.1989 | 29.814 DM |
01.07.1989 bis 30.06.1990 | 30.709 DM |
01.07.1990 bis 30.06.1991 | 31.661 DM |
01.07.1991 bis 31.12.1991 | 33.149 DM |